Verwaltung kann auch spannend sein!

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Dass die Anlage von (Stiftungs-)Vermögen in Zeiten quasi ohne Zinsen eine echte Herausforderung darstellt, wird vielen von Ihnen aus eigener leidvoller Erfahrung gut bekannt sein. Die Gezeitenwende an den Kapitalmärkten zwingt uns alle zum Umdenken, denn statt einem „risikolosen Zins“ bekommt man heute bei Festgeldern, Anleihen etc. ein „zinsloses Risiko“.

Was in der Sprache der Banker so harmlos daherkommt, hat für viele Kapitalanleger enorme Auswirkungen und stellt bisherige Anlagemodelle nicht nur in Frage. Nein, wer angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen - selbst sogenannte Experten wissen nicht wann diese Phase enden wird - sein Vermögen nicht neu strukturiert, dem drohen mindestens empfindliche Ertragseinbußen.

Für eine Stiftung sind laufende Erträge von großer Bedeutung zur Erfüllung ihres Zweckes, aber auch zur Erhaltung (noch besser Steigerung) ihres Vermögens. Die Hospiz-Stiftung Bergstraße hat hier bereits frühzeitig reagiert und Mitte 2014 Anlagerichtlinien verabschiedet (siehe unter www.hospiz-stiftung-bergstrasse.de), die uns eine den veränderten Bedingungen angepasste Aufteilung unseres Vermögens und somit die erforderliche Diversifikation ermöglicht. Ende des 1. Quartals 2016 waren ca. 35 % in Renten, ca. 13 % in Aktien und ca. 30 % in Immobilien investiert, bei einer Liquiditätsquote von ca. 22 %.

So weit, so fad. Dass Vermögensanlage weit mehr bedeutet als das reine Investieren von Geldern, haben uns die Zustiftungen zweier Wohnimmobilien gelehrt. So ist die Hospiz-Stiftung Bergstraße bereits seit 2010 Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in der Nähe von Erfurt und pflegt vom ersten Tag an eine sehr gute Beziehung zu den sechs Mietparteien, die auch untereinander eine besondere Hausgemeinschaft bilden. Als beispielsweise einer Mieterin aufgrund persönlicher Schicksalsschläge der Verlust der Wohnung drohte, haben sich andere Mieter vorbildlich für sie eingesetzt und gemeinsam konnte eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung gefunden werden, die auch heute noch funktioniert.

Ein zweites, wenn auch vollkommen anders gelagertes Beispiel, ist unser im Januar geerbtes Haus in Bensheim, über welches Rüdiger Bieber bereits im ersten Hospiz-Brief 2016 berichtete. Seither konnten alle (auch rechtlichen) Hürden für den Einzug der siebenköpfigen Familie gelöst werden. Auch haben wir die Immobilie nicht nur entrümpelt, sondern mit überschaubarem Aufwand soweit instandgesetzt, dass die Familie zwischenzeitlich einziehen und sich bereits etwas einleben konnte.

Welche Dynamik wir mit dieser Vermietung auslösen, war vermutlich keinem bewusst, doch bereits bei einem Begegnungsnachmittag im Hospiz waren neben der Familie, den eingeladenen Nachbarn und Helfern auch viele weitere Interessierte dabei. Und seitdem wird die Familie in vielen Lebensbereichen von Mitgliedern unserer ‚Hospizfamilie‘ unterstützt. Vermögensverwaltung kann also auch ganz anders, nicht nur Kursverläufe und Renditen, nein, sie kann auch gesellschaftlich sehr relevantes Engagement bedeuten. Und damit auch in schwierigen Zeiten tatsächlich Spaß machen, man möchte es kaum glauben!

Jörg Schmidt
Stiftungsvorstand

Jörg Schmitt